Anna Bader gewinnt Bronze bei der WM in Barcelona

Von Anna Bader

 

...die verflixte Favoritenrolle, Paella mit Sangria, eine ungünstige Wadenzerrung und trotz allem-

der perfekte Moment

 

Nachdem ich in Italien am Gardasee das erste Red Bull Event für Frauen in der Geschichte des Extremsports vor den Amerikanerinnen Ginger Huber und Tara Hyre gewonnen hatte, wurde ich in Barcelona als Favoritin gehandelt. Das war einerseits toll, andererseits fand ich es anstrengend zu erklären, dass ich natürlich gern gewinnen würde, aber das andere Dinge für mich viel wichtiger sind...

 

Zum Beispiel, dass ich jede Sekunde dieses once- in- a lifetime- Events in mich aufsaugen wollte. Weil ich stolz darauf bin, zum ersten Mal bei einem so großen Wettkampf Deutschland zu vertreten und vor einem riesigen Publikum im Hafen zu springen. Dass ich bis zuletzt gar nicht daran geglaubt hatte, dass der Wettkampf für uns Frauen wirklich stattfinden würde- schließlich sind wir ja nur so wenige. Auch, dass es ein tolles Revival ist, wie zu guten alten Zeiten mit meinem Trainer Gerd zu einem Wettkampf zu reisen. Und obwohl ich versucht habe zu beschreiben, was für ein wahnsinniges Gefühl es ist, dort oben zu stehen, am Abgrund der Plattform in 20 Metern Höhe, vor der einzigartigen Kulisse von Barcelona, zusammen mit den Springerinnen aus den USA, Kanada und der Ukraine... Das neugierige Bohren nach der Goldmedaille wollten einfach nicht aufhören...

 

Nun, ich versuchte mich der vielen Fragerei so geschickt wie möglich zu entziehen, machte eine  zauberhafte Stadttour durch das gotische Viertel, ging zum Friseur und genoss abends Paella und das ein oder andere Kännchen Sangria in guter Gesellschaft. So gelang es mir dann doch, mich von Schwierigkeitsgraden, Dopingrichtlinien und dem Favoritengedöns etwas abzulenken. Als es mir am Tag vor dem Wettkampf jedoch im Training plötzlich schmerzhaft in die Wade fuhr, hatte ich wirklich genug vom Vorlauf. Ich wollte keine Interviews mehr geben, nicht mehr trainieren, sondern einfach endlich den Wettkampf springen, auf den ich solange gewartet hatte! 

 

Und dann war es plötzlich so weit- der Wettkampftag war gekommen. Gott sei Dank! Ich hatte genug von großen Worten, ich wollte auf die Bühne! Ich stehe oben, mit den anderen Springerinnen für die Vorstellung. Als ich dran bin, gehe ich nach vorne an den Abgrund, im schönen weißen Anzug der Nationalmannschaft. Voller Stolz winke ich den Zuschauern zu, glücklich, weil meine Familie dort auf der Tribüne sitzt, meine Eltern, meine Oma, die schon 88 ist, meine Geschwister und viele Freunde, die für mich die schwarz – rot – güldenen Flaggen schwingen. Beim Rückweg lächle ich nochmal winkend und mit ganz viel Liebe in die Kamera, denn ich weiß, dass die Alex den Wettkampf bei Eurosport kommentieren wird und auch, dass meine französischen, polnischen, spanischen, brasilianischen Freunde und Kollegen in Macau das Spektakel verfolgen werden...- in einem Pub vor dem Fernseher, genau wie bei einem großen Fussballsspiel!

 

Und dann beginnt der erste Durchgang. Obwohl ein kräftiger Wind geht und meine Wade bei jedem Schritt noch immer schmerzt, ist der Moment perfekt. Langsam drücke ich mich in den Handstand und bemühe mich ein paar Sekunden stehen zu bleiben... ich möchte das Highdiving von seiner schönsten Seite zeigen, für mich selbst, aber auch für die, die soweit angereist sind, um mich zu sehen und für die, die noch nie etwas von Highdiving gehört und nur eingeschaltet haben, weil sie den Playboy gelesen haben.

 

Ich falle, fliege, schwebe, tauche unter, dann wieder auf und bin einfach glücklich- weil der Sprung sich vollkommen angefühlt hat und die Leute jubeln!

 

Auch mit dem zweiten Sprung bin ich zufrieden und ich liege vor der letzten Runde mit knappem Rückstand auf dem zweiten Platz. Meine Wade schmerzt nach jedem Durchgang ein wenig stärker, aber den letzten Sprung ändern- niemals! Ich habe die doppelte Rückwärtsschraube geübt und will sie unbedingt zeigen... schließlich bin ich auch ein bisschen stolz darauf, dass ich die schwerste und abwechslungsreichste Serie bei der ersten WM zeigen kann! Das Dumme ist nur, dass ich mich für den Rückwärtsabsprung auf die Zehenspitzen stellen muss... Und das wird schmerzen.

 

Egal, sage ich mir, kurze Konzentrationsphase und dann alles geben... und – die Drehung läuft, der Salto läuft, ich weiß genau wo ich bin, sehe die Wasseroberfläche, breite die Arme im Barani aus, komme ins Wasser... und ich merke es war zwar gut,- aber nicht perfekt.

Und trotzdem – die Freude ist stärker und bevor ich zum letzten Mal zurückschwimme, strecke ich meinen Arm nach oben, um mich dankbar von meinem Publikum zu verabschieden..- Ich will ihnen gerne sagen: Danke für Euren Support und ich hoffe es hat Euch gefallen!

 

Dass Cesilie und Ginger am Ende vor mir liegen, ist im ersten Moment zwar ein bißchen ärgerlich. Aber dann freue ich mich doch für meine Konkurrentinnen, die vor allen Dingen auch langjährige Freundinnen und Trainingskolleginnen sind.

 

Und meine eigene Freude über diese einzigartige Erfahrung - die Teilnahme an der FINA Weltmeisterschaft und den Gewinn meiner Bronzemedaille - die ist einfach grenzenlos ...

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